Bilder und Bericht Mosel
10.06.2018 21:52:00
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Am Ostertreffen 2017 im VS habe ich die Anwesenden gefragt, ob das Interesse an einer Moselreise vorhanden ist, und habe etwa sieben erhobene Hände gezählt. Erfahrungsgemäss meldet sich nach solchen ersten noch unverbindlichen Anfragen etwa die Hälfte definitiv an………. Aber, wie ich später erfahren musste, ist das beim MSC offensichtlich anders.
Im Herbst habe ich die Details ausgearbeitet und Anfangs Januar waren wir ein paar Tage in der Gegend, um uns die Örtlichkeiten anzuschauen. Am 2. Februar wurde die Anmeldung verschickt und zwei Wochen später habe ich die erste Anmeldung erhalten. Kurz vor Ostern zeichnete sich ab, dass mindestens 15 MSC-Womos den Weg nach Trier auf sich nehmen. Der Zeltplatz in Zell bietet aber nicht Platz für so viele Wohnmobile, also suchte ich nach einer Alternative, welche ich im Nachbardorf Bullay fand. Am Donnerstag vor Ostern liess ich mir telefonisch bestätigen, dass in Trier und in Bullay noch genügend Platz frei ist. Umso überraschter war ich, als meine definitive Reservation am Ostermontag für den Camping Platz in Trier mit «Tut uns leid – aber wir sind ausgebucht» beantwortet wurde. Was jetzt – fragte ich mich. Alles absagen? Auf nächstes Jahr verschieben? Auf den nebenan liegenden Stellplatz ausweichen mit dem Wissen, dass dieser an verlängerten Wochenenden bis auf den letzten Platz gefüllt ist? Ein Telefon mit dem Platzwart hat mich dann beruhigt. Er stimmte mich zuversichtlich, dass wir am Mittwochnachmittag Platz reservieren können und dass erfahrungsgemäss am Donnerstag auch noch ein reger Wechsel zu erwarten ist.
Ich konnte mit meiner Familie am Mittwoch erst gegen Abend wegfahren, da Fabian noch bis 16:50 Unterricht hatte. Als wir dann um 22:45 in Trier eintrafen, durfte ich erleichtert feststellen, dass alle zwölf bereits angereisten Wohnmobile einen Platz gefunden hatten. Auch der Platz für die restlichen fünf Womos, welche für Donnerstag angemeldet waren, war schon reserviert. Es überraschte mich nicht, dass der Stellplatz um diese Zeit komplett belegt war und ich ohne reservierten Platz wieder hätte gehen müssen. Ich möchte mich bei jenen bedanken, die sich schon kurz nach dem Mittag auf dem Platz breitgemacht und die notwendigen Plätze verteidigt haben. Nach einem gemütlichen gemeinsamen Bier ging ich beruhigt zu Bett.
Am Donnerstagmorgen war es noch etwas nieslig trüb, aber die Wetterfrösche sagten trockenes Wetter für den Nachmittag voraus. Kurz nach 15:00 Uhr machte sich ein MSC-Velo-Konvoi auf den Weg, um Trier City zu erforschen. Auf holprigen Radwegen ging die Fahrt der Mosel entlang, über die älteste Brücke Deutschlands (die Pfeiler der heutigen Römer-Brücke sind immer noch im Original und wurden zwischen 142 und 150 n.Chr. erbaut) und durch Parks direkt zum wohl berühmtesten römischen Stadttor Deutschlands - der Porta Nigra. Dort traf man sich mit den weniger sportlichen, welche den Weg mit dem Bus in die Stadt gefunden haben. Die nächsten zwei Stunden erkundeten wir zu Fuss, unter fachkundiger Führung, die Sehenswürdigkeiten der ältesten Stadt von Deutschland. Porta Nigra, Dreikönigenhaus, Hauptmarkt, Dom, Basilika Palastaula, kurfürstliches Palais, die umstrittene Karl Marx Statue und vieles mehr haben wir gesehen und viele spannende Infos dazu erhalten. So ein Rundgang macht hungrig und so traf man 35 MSC-ler kurz nach dem Rundgang am Chinesisch-Mongolisch-Japanischen Buffet am Stadtrand von Trier. Die Rückfahrt von knapp 9 km über die immer noch holprigen Radwege war hilfreich, um das üppige Mal zu verdauen. Bei angenehmen Temperaturen und einem kühlen Bier warteten die sportlichen und durchgeschüttelten Radfahrer, bis auch die Busfahrenden wieder auf dem Stellplatz eintrafen.
Schon früh ging es am Freitag für 14 mutige, schwindelfreie und trittsichere MSC-ler wieder los – der Calmont Klettersteig rief! Nach 70km Fahrt parkten wir gegen zehn Uhr unsere Wohnmobile und stapften über steile Serpentinen hoch zur Schutzhütte namens Galgenlay. Früher soll an dieser Stelle tatsächlich ein Galgen gestanden haben, der die Bürger ziemlich deutlich zur Einhaltung der Gesetze mahnte. Mit Hilfe eines Stahlseils und Trittstiften kraxelten wir weiter in die Weinberge hinein. Bis Anfang des Jahrhunderts lagen die meisten Parzellen noch brach. Denn billige Massenweine und Skandale hatten den Weinbauern in der Vergangenheit so zugesetzt, dass sich die schwierige Bewirtschaftung für viele gar nicht mehr lohnte. Der Calmont war damals ein sterbender Berg. Dann besonnen sich kluge Winzer auf das Potenzial des Calmont. Jetzt sieht man stellenweise vor lauter Reben den Berg nicht mehr. Wie Adlernester kleben die Parzellen im Hang – bei Neigungen bis zu halsbrecherischen 70 Grad! Stetig auf und ab kletterten und hangelten wir uns durch die Felswände. Unterwegs wiesen Schilder darauf hin, in welcher der «Kaulen» wir uns befanden. Kaulen sind Mulden zwischen den Felsen, in denen der Wein angebaut wird – wertvolle Lagen, die vor Jahren noch als verloren galten. Der Name Calmont kommt übrigens vom lateinischen «Calidus Mons», was übersetzt «Heisser Berg» heisst. Im Sommer steigt das Thermometer dort oben gerne mal auf 50 Grad! Nach gut zwei Stunden hatten wir den Ausstieg erreicht und trafen uns etwas später mit den restlichen MSC-lern in einer Pizzeria in der Nähe.
Nach der verdienten Stärkung fuhren wir auf ganz unterschiedlichen (Um-)Wegen zum 6 km entfernten Campingplatz in Bullay. Dort angekommen, parkten wir unsere Womos auf der freien Wiese. Dabei hielten wir uns nicht so genau an die Platzmarkierungen, was den Platzwart sichtlich überforderte und unsere Geduld beim Anmelden stark strapazierte. Mit einer halben Stunde Verspätung konnten wir, bei herrlichstem Wetter, endlich losmarschieren zum Weingut Richard Scheid. Dort, etwas oberhalb der Mosel, mitten in den Rebbergen und mit einmaliger Aussicht, wurden wir mit Mineralwasser und gut gekühltem Wein erwartet. Nach einem Secco (eine einfache Art von Schaumwein) führte uns der Junior Chef durch den Keller. Der ganze Betrieb ist in der Bio-Zertifizierung. Die Bio Umstellung dauert drei Jahre und erst der 2019-er Jahrgang darf offiziell als Bio Wein verkauft werden. Auf der Degustationsliste standen total zehn Weine! Nach knapp der Hälfte wurde uns ein Rollbraten mit Nudel- und Kartoffel-Salat serviert. Wie ich später erfahren habe, gab es ein Missverständnis bei der Bestellung des Rollbratens. Die Bestellung von 10 kg Rollbraten war auf den falschen Tag eingetragen und das Fleisch musste kurzfristig zubereitet werden. So war der Winzer ganz froh, dass wir beim Campingplatz etwas aufgehalten wurden. Es war ein schöner Abend mit angenehmen Temperaturen. Der Winzer war sehr grosszügig mit dem Ausschenken der Weine. Über vierzig Weinflaschen hat er entkorkt und ausgeschenkt, was für eine aufgeheiterte Stimmung sorgte! Einige machten sich zu Fuss auf den Heimweg und andere liessen sich von unserem Freund Michael zum 2.5 km entfernten Camping Platz chauffieren. Die letzten verliessen die gemütliche Winzerstube kurz vor Mitternacht.
Schon um 09:30 Uhr fuhr der Winzer am nächsten Morgen mit einer Autoladung voller Weine vor und verteilte die am Vorabend bestellten Flaschen. Anschliessend verliessen 17 Wanderer unter Leitung vom ortskundigen Michael Beuren den Campingplatz mit dem Ziel «Beilstein». 12 Radfahrer machten sich eine Stunde später ebenfalls auf den Weg mit dem gleichen Ziel. Die Wanderer nahmen die 12 km lange «Abkürzung» über den Hügel in Angriff und die Radfahrer strampelten die 22km lange, flache Strecke der Mosel entlang. Die restlichen MSC-ler wurden mit zwei PWs nach Beilstein gefahren. Kurz nach 14:00 Uhr trafen die Letzten in Beilstein ein. Diese kleine Siedlung hat eines der am besten erhaltenen historischen Ortsbilder an der Mosel und wird daher auch als «Dornröschen der Mosel» bezeichnet. Überragt wird das Dorf, das trotz geringer Grösse städtischen Charakter hat, von der Ruine der Burg Metternich. Die einen gönnten sich nach der Ankunft ein kühles Bier oder ein kaltes Eis, andere genossen einfach die tolle Atmosphäre, die dieses Dorf ausstrahlt. Kurz vor 16:00 Uhr tauchte das Kursschiff aus der Moselschleife auf, um die gut gelaunte Gruppe wieder die Mosel hoch nach Zell zu bringen. Unterwegs passierten wir eine 1963 erbaute Schleuse. Diese ist 175m lang, 12m breit und hat eine Fallhöhe von 7m. Ebenfalls konnten wir noch einmal die steilsten Rebberge bestaunen, welche ein Teil von uns am Vortag durchklettert hatte. Nach zwei Stunden gemütlicher Fahrt bei schönstem Wetter legte das Schiff in Zell an, wo wir im Restaurant zum grünen Kranz freundlichst empfangen wurden. Erstaunlicherweise wussten fast alle noch, welche Gerichte sie am Vorabend – während der Weindegustation – ausgewählt hatten! Nach dem hervorragenden Essen (die Menus wurden von Mirjam, der Tochter von Michael, zusammengestellt und vorbereitet) machten sich die Radfahrer wieder auf den Weg zum 8 km entfernten Campingplatz. Alle anderen MSC-ler wurden von Michael in seinem privaten PW mit mehreren Fahrten zum Camping chauffiert. Auf dem Camping setzten wir uns ein letztes Mal zusammen und genossen den angenehmen Abend.
In der Nacht auf Sonntag kam dann der von den Winzern lang ersehnte und für Wohnmobilisten eher unerwünschte Regen. Schon früh am Morgen machten wir uns auf den Heimweg, da wir am nächsten Tag wieder in der Schule und bei der Arbeit erwartet wurden. Viele fuhren gar nicht nach Hause, sondern überbrückten die paar Tage bis zum Pfingsttreffen in Meissenheim.
Ich möchte mich bei allen bedanken für die aktive Teilnahme an den Events, die gute Laune und eure Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit. Vor allem den zwei Herren, denen wir am Samstag unsere Kinder anvertrauen durften, gebührt unser Dank. Die Kinder würden übrigens gerne wieder einmal etwas mit euch unternehmen. Wann habt ihr Zeit?
Mir hat es Riesen Spass gemacht, mit euch diese paar Tage an der Mosel zu verbringen, und ich denke es wird mir sicher bald etwas anderes einfallen, das ich organisieren kann. Sepp ist bereits angemeldet…
Hugo Meier
Wir möchten uns ganz herzlich bei Hugo und seiner Familie für die tolle Organisation dieser Mosel-Reise bedanken! Wir können auf eine geniale Reise zurückblicken. Hugo hatte keine Mühen gescheut, ein volles Programm zu organisieren! Wir hatten viel Spass und konnten wieder ein Fleckchen Erde mit unseren Womo’s erkunden. Vielen Dank!!!